Leserbrief an SZ zu: Jürgen Habermas, Krieg und Empörung, Süddeutsche Zeitung Nr. 98, Freitag, 28. April 2022, S.12 und S.13 (5.5.2022)

Leserbrief an SZ zu: Jürgen Habermas, Krieg und Empörung, Süddeutsche Zeitung Nr. 98, Freitag, 28. April 2022, S.12 und S.13 (5.05.2022 über forum@süddeutsche.de)

Sehr geehrte Redaktion, liebe Leser, lieber Jürgen Habermas … :

Dem Plädoyer von Jürgen HABERMAS für ein System 2 Denken im Sinne von Daniel KAHNEMAN bzw. ein sekundärprozessurales Denken im Sinne von Sigmund FREUD, so rephrasiere ich die Kernaussage von Jürgen HABERMAS in diesem hervorragenden Essay, in Bezug auf den Angriffskrieg und den Zerstörungskrieg von Putin-Lavrov-Russland auf die Ukraine ist voll zuzustimmen.

Olaf SCHOLZ als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland mit besonderer Verantwortung als „Nachfolger der Deutschen Reichskanzler“ und damit auch, ja, das ist nur auf den ersten Blick eine skurril und surrealistisch anmutende, aber sinnvolle und begründete Perspektive, welche gerade von Rote-Armee-Veteranen eingenommen werden kann, Nachfolger des grausamen Verbrechers und Diktators Adolf Hitler, hat die richtige abwägende Strategie für Deutschland als Teil der Europäischen Union gewählt (Verantwortung für die unglaublich großen Nazi-Hitler-Verbrechen im Namen Deutschlands).
Gleichzeitig sollten wir aber auch den „Why Hawks Win“ Aspekt von bewaffneten Konflikten etc. nach Daniel KAHNEMAN und Jonathan RENSHON (Foreign Policy 2007) berücksichtigen. Hier haben Robert HABECK, insbesondere Anton HOFREITER, mit besonderem Verständnis für die agrarisch geprägten weiten Teile der Ukraine, und Annalena BAERBOCK eine kluge komplementäre Entscheidung für starke und robuste Militärtechnik getroffen; diese Schwerter von Tauben Entscheidung verhindert, dass Putin-Lavrov-Russland die Asymmetrie-Vorteile des deutlichst Aggressiveren und Rücksichtsloseren Nutzen kann; des Weiteren wird ein übertriebener Optimismus vermieden. So wird die Dialektik Diplomatie-Orientierung mit einem notwendigen realistischen Optimismus des Bundeskanzlers und eine Schwerter-Gabe durch die Grünen sinnvoll. Ergänzt wird dies durch die intensive und ernsthafte Verfolgung von Kriegsverbrechen durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (vgl. Benjamin FERENCZ, geboren in Europa in der Nähe der Ukraine); aber auch die UN und der Internationale Gerichtshof in Den Haag tragen zu einer nichtmilitärischen und nichtkriegerischen Konfliktlösung und Konfliktaufarbeitung bei und sollen dies auch. So erhält die Diplomatie einen theoretischen Vorrang in der Dialektik „Diplomatie und aktive militärische Gegenwehr=Selbstverteidigung“ und die Pseudoüberlegenheit asymmetrischer Drohungen bis hin zum Atomkrieg durch Putin-Lavrov-Russland verliert ihre Wirksamkeit (die Drohungen bleiben aber ernsthaft zu bedenken): Falken verlieren unter diesen Gegebenheiten gegen wehrhafte Vernunft.

Gerade die Entgleisung von Lavrov vom 1.5.2022 mit der abscheulichen Täter-Opfer-Umkehr und der Propaganda-Lüge „Hitler habe jüdisches Blut“ (Interview Zona Bianca wohl vom 1.5.2022) zeigt die Relevanz dieser Dialektik auf: Wir Bürger haben ein Recht auf Wahrheit und sollten die Wahrheit von Putin und Lavrov einfordern (vgl. Ferdinand von SCHIRACH; www.jeder-mensch.eu Artikel 4 …; selbstverständlich immer auch wichtige Ansprüche und Prüfkriterien sind: Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Bürgerrechte und Menschenrechte).
Selbstverständlich ist im Kontext die Problematik der Soldatenmatrix (Robi FRIEDMAN, Christoph SEIDLER, @DLF am 1.5.2022) zu beachten. Menschliche Beziehungen sind als Matrix zusammengefasst auf Humanität, Menschenrechte, Pressefreiheit und fairen Handel anzulegen, ohne in einen Bias des übertriebenen Optimismus etc. zu verfallen. Humanität und tägliche Diplomatieversuche gegenüber und von Russland sind beständig einzufordern und von uns gegenüber Russland ernsthaft und wahrhaftig täglich zu zeigen.

In diesem Kontext sei darauf verwiesen, dass Jürgen HABEMAS psychoanalytische Aspekte, insbesondere der COVID19 Pandemie, in seine Analyse(n) einbeziehen sollte (s.u.). „Angst essen Seele auf“ (Rainer FASSBINDER) scheint auch auf die russische Führung zuzutreffen und viele weniger große Angstfaktoren können sich kombinieren: Die Angst des Diktators vor der Tötung durch Konkurrenten (vgl. Leon TROTSKY u.a.), die Angst vor dem Machtverlust, die Angst vor dem Gesichtsverlust, die Angst vor einer COVID19 Infektion, … . Der lange weiße Tisch von Putin erscheint mir als ein psychoanalytisches Symbol der Angst Putins: Angst vor SARS_CoV_2 und vor einem Eispickel (Leon TROTSKY in Mexiko, „Basic Instinct“ von Paul VERHOEVEN 1992)* … . Ich möchte vorschlagen, psychoanalytisches Denken wieder stärker in den öffentlichen Diskurs einzubringen; dies könnte allgemein den Aspekt „Der Zeitgeist ist faschistoid“ (Didier ERIBON) reduzieren, denn Aufklärung reduziert Ängste und faschistoide Tendenzen. Allgemeine faschistoide Tendenzen nicht nur in Europa sind wohl einer der Faktoren, die den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putin-Lavrov-Russlands mit Russisch-nationalistischem Überbau erleichtert haben. Kriegsprävention sollte in Zukunft auch darauf abzielen, faschistoide Tendenzen zu reduzieren.

Sollte Olaf SCHOLZ nun auf die Ausladung von Bundespräsident Frank-Walter STEINMEIER, wie in seinem sonstigen und bisherigen Verhalten auch, mit sekundärprozessuralem Denken und Fühlen reagieren und regieren und des Weiteren die Ukraine bald besuchen (@ZDF Interview vom 2.5.2022)? Diese Frage ist gut reflektiert weniger klar zu beantworten, denn es ist durchaus rational auf die Emotionen in Russland gegenüber Deutschland (und Frankreich), die in Russland wohl durch jahrzehntelange und aktuelle manipulative Propaganda, aber nicht nur, stärker angstvoll-aggressiv assoziativ mit den Hitler-Nazi-Schrecken (und dem Napoleon Trauma der Besetzung Moskaus) als anderenorts verbunden sind, klug mit Cold System Denken und Fühlen (Walter MISCHEL) und System 2 Denken zu reagieren und einem Staatsmann in der „Nachfolge“ der Deutschen Reichskanzler wie eben Bundeskanzler Olaf SCHOLZ die Option zu geben, mit besonderem diplomatischen Geschick und besonderer Vertrauensbasis (Hier könnte Gerhard SCHRÖDER durchaus noch ein Friedensvermittler werden.) mit einem den Vernichtungskrieg gegen die Ukraine verlierenden Russland, dann mit oder ohne Putin und Lavrov, zu verhandeln.

Bis dahin (und auch danach) sind die Ukraine und die sehr tapferen und sehr klugen Bürger der Ukraine voll zu unterstützen!

MvH Ihr, Euer Stefan Geier
Adresse: Gerhart-Hauptmann-Straße 6, D-83071 Stephanskirchen-Haidholzen

Ergänzung (7.5.2022):
*Goldener Dreizack (Trizub) der Ukraine: Der mittlere Teil des goldenen Dreizacks der Ukraine ist unschwer als Phallus und als einem Eispickel sehr ähnlich (auf Gestaltebene und aus FREUD'scher Perspektive) zu interpretieren und wahrzunehmen (Spitze des Bar-Eispickels oben, Knauf unten): Dies genügt um assoziativ entsprechende unterbewusste und vorbewusste Assoziationen (auch Ängste) herzustellen; bei entsprechender Disposition und entsprechendem Kontext wird diese unbewusste Assoziation handlungswirksam.



Vgl. bitte:

1. https://humanistischebetrachtungen1.blogspot.com/2022/02/die-covid19-pandemie-und-das-trauma-des.html : u.a. Erweitertes psychoanalytisches, psychodynamisch wirksames Assoziationsnetz zur aktuellen Ukraine-Krise (Leon TROTSKY ist als Anker über die Geschichte der Russischen Republik besonders relevant)





2. https://www.sueddeutsche.de/projekte/artikel/kultur/das-dilemma-des-westens-juergen-habermas-zum-krieg-in-der-ukraine-e068321/?reduced=true
und 

3.1. Twitter @St_Geier: Vom Wert der Diplomatie und die Pseudoüberlegenheit asymmetrischer Drohungen durch Putin-Lavrov-Russland: Falken verlieren gegen wehrhafte Vernunft


3.2. Mein vorangehender Kommentar zum Essay von Jürgen HABERMAS auf Blogger


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Kommentare

  1. Seltsam, das Wort Hitler und die dazu gehörigen Worte waren verschwunden. Bitte ggf. an FREUD's "Psychopathologie des Alltagslebens" (z.B. VI. Verlesen und Verschreiben) denken oder an Autokorrektursysteme ... .
    Euer Stefan Geier, Haidholzen

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    1. Genauer: Das Wort Hitler ohne Bindestrich und die dazu gehörigen Worte waren verschwunden.
      Euer Stefan Geier, Haidholzen

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